Laut einer Studie der AG Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg sind Kirchenmauern und Friedhöfe wichtige Refugien für gefährdete Pflanzen- und Flechtenarten.
Denn alte Mauern und Grabsteine sind Lebensraum für eine Vielzahl von Spezialisten, die an das karge Leben auf Steinen und in Mauerritzen angepasst sind. Auch die Borke von Bäumen dient als Lebensraum für Flechten.
Flechten sind keine Pflanzen, sondern eine symbiotische Lebensform aus Pilzen und Algen oder Bakterien.
Wegen ihrer großen Empfindlichkeit gegenüber Luftschadstoffen und Klimaveränderungen können sie als Bioindikatoren genutzt werden. Einige Arten zeigen düngende (stickstoffreiche) Emissionen an und kommen daher in landwirtschaftlich geprägten Gebieten häufig massenhaft vor. Andere Arten sind sehr viel seltener geworden, da sie saubere Luft benötigen. Daher kann das Fehlen oder Vorkommen von Flechtenarten dazu benutzt werden, um Hinweise zur Luftbelastung zu erhalten. Mehr als die Hälfte unserer heimischen Flechten werden laut Roter Liste als gefährdet eingestuft.
Wichtig zu wissen ist, dass die Flechten den Bäumen, aber auch Mauern nicht schaden. Sie dringen nicht in den Baum oder das Mauerwerk ein, sondern nutzen Stamm und Äste, bzw. die Steine, lediglich als Lebensraum. Sie sollten daher nicht abgekratzt werden. Stören Flechten optisch auf einem Grabstein, weil beispielsweise die Inschrift unleserlich wird, hilft eine weiche Bürste. Ansonsten sollte auf das Entfernen der Flechten auch auf Grabsteinen möglichst verzichtet werden.